Tier-Punkt

Jucke Jucke

Jucke, Jucke, Jucke…. Grasmilben!!!

Die Sonne steht wieder hoch am Himmel. Das Frühjahr war zwar nicht schön, aber die richtig warme Jahreszeit beginnt erst noch. Jetzt wissen manche Tierbesitzer schon, dass bei ihrem Vierbeiner bald das Geknibbele und Gekratze wieder losgeht. Und die meisten Hunde- oder Katzenhalter können sich auch noch an die Ursache des letzten Sommers erinnern: gemeint sind die Grasmilben, genannt auch Herbstgrasmilben, Erntemilben oder Heumilben.

Es handelt sich um eine kleine Spinnentierart namens  Neotrombicula autumnalis. Diese winzigen blassrötlichen Spinnentiere (bis zu 2 mm groß) gehören zur Familie der Laufmilben und kommen fast überall auf der Welt vor. In unseren Breiten leben sie von ca. April bis Oktober im und auf dem Boden und ernähren sich von noch kleineren Tierchen, fallen uns also zunächst gar nicht auf und haben auch keine Konsequenz für uns. Sie bevorzugen offenes Grünland, insbesondere niedrige Vegetation, wie Wiesen, Gärten, Parks und Wegränder.

Erst die aus den abgelegten Eiern schlüpfenden Larven werden zu Wirbeltierparasiten. Sie befallen hauptsächlich kleine Nagetiere, genauso aber auch Hund und Katze sowie sogar den Mensch. Für ihre Entwicklung brauchen sie Wärme, deshalb häufigstes Vorkommen von ca. Juli bis Ende September. Die kleinen Larven erklimmen Grashalme, bevorzugte Höhe 5 – 20 cm, lauern dort ihren Saugopfern auf und lassen sich beim Durchgehen einfach abstreifen. Mit ihren kleinen 6 Beinen sind sie sehr behände und können sich an ihrem Wirt gut festhalten.

Mit ihrem Beißwerkzeug ritzen bzw. durchbohren sie die Haut ihrer Opfer. Sie leben von Zellsäften und Lymphe, nicht von Blut. Mithilfe ihres Speichels lösen die kleinen Räuber Zellgewebe auf und nehmen dann den entstandenen Brei auf. Die im Speichel enthaltenen Enzyme lösen bei vielen Tieren und auch Menschen extremen Juckreiz aus. Bevorzugt werden bei unseren vierbeinigen Schützlingen Hautfalten und weiche Hautpartien befallen. Somit kann man die kleinen orange bis rostfarbenen Larven häufig zwischen den Zehen, in den Armbeugen, an den Augenbrauen, in den Ohrfalten oder auf dem Nasenrücken erkennen. Dort bilden sie manchmal richtige Kolonien und werden häufig mit Schorf oder Grind verwechselt. Nach dem Saugakt, der durchschnittlich nur wenige Tage dauert und die Plagegeister bis zu einer Größe von 0,3 mm anwachsen lässt, fallen die Larven dann einfach wieder ab, dringen in den Boden ein und entwickeln sich in den nächsten Monaten bis zum Frühjahr über das Nymphenstadium wieder zu achtbeinigen erwachsenen Grasmilben. Der Kreislauf kann wieder beginnen…

Im Gegensatz zu den tierischen Opfern lassen sich bei den unter Juckreiz leidenden Menschen die Parasiten nur äußerst selten nachweisen, da die Grasmilbenlarven bei uns nur sehr kurz saugen. Man geht von ca. 4-8 Stunden aus. D.h. wenn bei uns der Juckreiz insbesondere nachts unter warmer Decke losgeht, sind die Larven meist schon wieder abgefallen. Außerdem bilden die kleinen Plagegeister bei uns keine Kolonien. Somit ist die Diagnose „Juckreiz durch Grasmilbenlarvenbefall“ beim Menschen deutlich schwerer als bei den vierbeinigen Wirten zu stellen.

Gott sei Dank lösen die Grasmilbenlarven längst nicht bei jedem Opfer Juckreiz aus. Nur die Befallenen, die eine gewisse Allergie auf den Speichel der Larven entwickeln, können große Probleme bekommen. Häufig kann man bei Hund und Katze im Spätsommer die besagten orangenen Krüstchen zwischen den Zehen oder im Gesichtsbereich entdecken, ohne dass die Tiere in irgendeiner Weise darunter leiden. In diesen Fällen muss man auch nichts dagegen unternehmen. Bislang sind keine Übertragungskrankheiten bekannt.

 

Aber wehe den Opfern, die Juckreiz empfinden: Ruhelosigkeit, schlaflose Nächte, Ekzeme und sogar schlimme Hautentzündungen durch unaufhörliches Belecken und Knibbern der befallenen Partien können die Folge sein. In diesen Fällen ist ein Vorstellen beim Tierarzt nicht mehr zu vermeiden. Leider steht bislang immer noch kein sicher gegen die Larven wirkendes Medikament zur Verfügung. Mit sogenannten Repellentien kann jedoch der Befall genau wie gegen Zecken (gehören auch zu den Spinnentieren) deutlich reduziert werden. Zusätzlich können die befallenen Partien, solange sie nicht entzündet sind, mit hochprozentigem Alkohol oder anderen geeigneten Parasitenmitteln eingerieben werden. Den Patienten, die selbstzerstörerisch unaufhörlich ihre befallene Haut bearbeiten, müssen juckreiz- und entzündungshemmende Therapeutika lokal oder sogar per Injektion oder oral verabreicht werden. In leichteren Fällen kann auch eine alternative Behandlungsmethode von Erfolg gekrönt sein.

Vorbeugend sollte man mit den Hunden, von denen man die Empfindlichkeit gegen Grasmilbenlarven kennt, in den Monaten von Juli bis September möglichst Grasmilbengebiete meiden. Oftmals kann man die verseuchten Wiesen, Gärten oder Wegränder erkennen: an den Grashalmen werden bei näherem Hinsehen orangene  bis rostfarbene Verfärbungen sichtbar. Und in besonders verseuchten Gärten sieht der Rasen manchmal richtig rötlich aus. Hier hilft auf jeden Fall auch häufiges Mähen und anschließendes Entsorgen des Rasenschnitts mit dem Biomüll. Auf keinen Fall den Schnitt auf den Kompost, die gut beweglichen Larven sind ruck-zuck wieder auf den Grasspitzen. Auch ein intensives Abspülen unseres Vierbeiners mit klarem Wasser nach dem Spaziergang oder Gartenaufenthalt kann einen Befall reduzieren.

 

Wir wünschen unseren Vierbeinern und Tierbesitzern einen schönen und möglichst Juckreiz freien Sommer.

Ihr Praxisteam